Jesus und die Ukraine

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute beschäftige ich mich mit einem sehr schwierigen Thema: Jesu Gebot der Feindesliebe und der Ukraine-Krieg. 

Ich habe mich entschlossen Jesus zu folgen, aber wie würde er sich angesichts des Angriffskrieg Russlands verhalten? Was würde er sagen? 

Sicher. Putin sagte, die Ukraine sei die rote Linie und wenn die Ukraine zum Westen käme, habe dies schwerwiegende Folgen. Das hat der Westen nicht ernst genommen. Aber das rechtfertigt keinen militärischen Überfall auf ein Land und dort Soldaten und Zivilisten gleichermaßen zu töten; ein Land in Schutt und Asche zu legen.

Hätte sich Jesus gegen die Waffenlieferungen in die Ukraine ausgesprochen? Ich vermute, Jesus wäre seiner pazifistischen Einstellung treu geblieben. Es proklamiert klipp und klar die Feindesliebe. Er sagt, man solle für die Feinde beten. Aber wenn ich die Bilder der ukrainischen Städte sehe, mir das für uns unvorstellbare Leiden der dortigen Bevölkerung vergegenwärtige; wenn ich zusehe, wie Menschen grausam getötet werden. Wie kann ich da Gewaltfreiheit fordern? Wie kann ich dafür sprechen, den Ukrainern keine Waffen zu liefern, sie militärisch nicht zu unterstützen?

Diese Frage stellt mich vor eine innere Zereißprobe. 

Wenn man Putin die Ukraine überlassen würde, würde er dann weitere Staaten angreifen? Bei der Annektion der Krim, reagierte der Westen nicht mit Gegengewalt. Ist die Ukraine unsere rote Linie? 

Aber hat jemals ein Krieg Frieden gebracht? Im 2. Weltkrieg hat der Sieg der Alliierten uns den Frieden gebracht, das heißt, er war der Ausgangspunkt, auf den wir den Frieden aufbauen konnten. Kann man auch dieses Mal auf unseren Sieg hoffen, der dann den Frieden bringt. Putin wird nicht eher den Krieg beenden, bis in der Ukraine kein Stein mehr auf dem anderen steht. Es werden so noch viele Unschuldige sterben. Soll das erst enden, wenn alle tot sind, die sich wehren? 

Die Alternative wäre Putin das Land zu überlassen und gewaltlos Widerstand zu leisten. Aber man sieht in Russland, zu welchen Zuständen das für die Bevölkerung führen kann. Andererseits: Wieviel Russen unterstützen Putins Politik der harten Hand? Vermutlich mehr, als uns hier von den Medien berichtet wird. 

Ich bin ratlos, fast schon verzweifelt. Auf der einen Seite der gewaltfreie Jesus, auf der anderen Seite das Leiden der Bevölkerung der Ukraine. 

Ist der Mensch wirklich des anderen Menschen Wolf? Haben wir eine Welt, wo nur das Recht der Stärke gilt? Setzt sich wirklich immer nur der Brutalere, der Aggressivere durch? In so einer Welt möchte ich nicht leben. Es bleibt nur sich für den Frieden einzusetzen oder die Dinge zu akzeptieren, wie sie vielleicht sind. Konsequent wäre es, sich von so einer Welt zu verabschieden. Nur so kann man verhindern, dass man bei diesem Dilemma keine Schuld auf sich nimmt. Manche haben es auch schon getan.

Jesus, bitte hilf mir einen Weg zu finden. Bitte zeig mir, wie ich mich entscheiden soll, wie ich reden soll, wie ich handeln soll?

Ich weiß nicht, ob ich die menschliche Größe habe, konsequent den Weg der Gewaltlosigkeit zu gehen, mit allen Konsequenzen. Wenn ich auf mein Herz höre, dann müsste ich es tun, aber ich spüre auch die Angst, was es bedeutet sich öffentlich in dieser Zeit zum Pazifismus zu bekennen. Wenn die Gewalt irgendwann an meiner Haustüre klopft, was ist dann?

Wenn ich dem Menschen folge, den ich von dir, Jesus, in meinem Herzen trage, dann müsste ich es tun... 

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