Positionierung zur Homosexualität unter Christen

Ich bin heute mit den ersten Sonnenstrahlen aufgewacht, das heißt etwa um halb fünf. Dafür bin ich dankbar, denn ich konnte in Ruhe christliche Lieder hören, in meinem Buch über homosexuelle Christen lesen und diesen Text schreiben. 

Obwohl ich der Bibelauslegung von der Gruppierung Courage immer noch nicht richtig traue, bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es unmenschlich ist, Menschen, die sich aufrichtig lieben, ihre Sexualität, die nach dem Stand der heutigen Wissenschaft höchstwahrscheinlich angeboren und somit gottgegeben ist, zu verbieten. 


Courage ist eine amerikanische Gruppierung, die sich zuerst intensiv dafür eingesetzt hat, homosexuellen Christen dabei zu helfen, mit ihrer sexuellen Orientierung enthaltsam zu leben. Courage hat sich aufgrund der Erfahrungen, die die Mitarbeiter damit gemacht haben nach etlichen Jahren gewandelt und engagiert sich jetzt für die Anerkennung der homosexuellen Christen. Der Autor ist ein Mitarbeiter von Courage und ist seit 40 Jahren Christ. 

Es ist ein Klischee, dass homosexuelle Menschen nicht fähig sind, eine liebevolle, dauerhafte Beziehung in einer Ehe oder auch ohne Heirat zu führen. Wenn ich daran denke, wieviel Ehen von heterosexuellen Menschen geschieden werden, erscheint das mir geradezu grotesk.

Ich bin dankbar dafür, dass in der Nachbarschaft meines Elterhauses ein homosexuelles, männliches Ehepaar gelebt hat. Diese beiden Männer, waren für mich immer ein Vorbild an Integrität und Menschlichkeit gewesen. In der ganzen Straße kannte ich außer der Freundin meiner Mutter Ruth und ihrer Tochter Evemarie, keine anderen Nachbarn, die mit einer solchen Herzenswärme freundlich zu mir waren, trotz allem, was ich in meinen Psychosen angestellt hatte, was in der Nachbarschaft nicht verborgen geblieben war.

Die beiden waren intensiv in unserer evangelischen Gemeine engagiert, was ihnen damals schon meine Sympathie einbrachte. Ich fühle mich allein schon den beiden gegenüber verpflichtet, eine liberale, christliche Einstellung zur Homosexualität einzunehmen.

Nachdem ich mitbekommen habe, wie unmenschlich sich die gängige kirchliche Doktrin auf die homosexuellen Christen auswirkt, die aufrichtig und ernsthaft ihren christlichen Glauben leben wollen, kann ich mir unmöglich vorstellen, dass Jesus bei dieser hoch-intensiven Stigmatisierung dieser Menschen mitgemacht hätte. Gerade er, der sich vor allem ausgegrenzten Menschen nahe gefühlt hat.

In dem Buch wurde auch geschildert welche Repressalien und Sanktionen homosexuelle Christen von heterosexuellen Christen erfahren haben, dass man sich dafür als Christ schämen muss. 

Ich denke, die meisten Christen, stoßen sich an den sexuellen Praktiken, die homosexuelle Menschen miteinander pflegen. Mir selbst ist es auch unangenehm, wenn ich mir dies mit einem Mann vorstelle, wobei es mich mit einer Frau eher weniger bekümmert. Ich halte es für eine sexuelle Unfreiheit und nicht für eine moralische Einstellung , homosexuelle Sexualität abzulehnen. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass, wenn beide Sexualpattner Gefühle füreinander haben, sich frei für ein Praxis entscheiden und niemand dabei zu Schaden kommt, man sich nicht in diesen intimen Bereich einmischen sollte. Auch wenn ich mich inzwischen der Bibel verpflichtet fühle, möchte ich bei dieser Position bleiben, da alles andere unmenschlich ist und nicht dem Liebesgebot Jesu entspricht.

Wenn ich lese, wie homosexuelle Christen aufgrund der Kirchen, um ihren Glauben ringen, sich von Jesus abwenden und in bestimmten Fällen deswegen sogar Suizid begehen, macht mich dass auf die biederen Christen fast schon wütend, aber auf jeden Fall sehr traurig und betroffen.

Ich bin froh, dass es auch Bibellehrer gibt, die die Bibel fundiert anders auslegen. Wobei ich mir aufgrund meiner schlechten Bibelkenntnisse kein abschließendes Urteil erlauben darf und will. Vielen anderen wäre es durchaus angemessen, dieses mir gleich zu tun. Sie kennen aufgrund ihrer Lehrer nur die Bibelstellen die gegen Homosexualität sprechen, aber nicht diejenigen, die darauf schließen lassen, dass damit nicht verheiratete, sich liebende homosexuelle Paare gemeint sind, sondern Menschen, die nur ihre sexuellen Bedürfnisse befriedigen wollen. Hier bin ich konservativer geworden, da ich Sexualität zwischen zwei Menschen inzwischen als etwas Heiliges ansehe, dass nicht ohne gegenseitige Zuneigung stattfinden sollte.

Ich habe auch teilweise ein Buch eines homosexuellen Christen gelesen, der sich für die Enthaltsamkeit entschieden hat. Wenn ich von den Qualen lese, die ihm diese Haltung bereitet, ohne dass er mit einer Entscheidung für seine Homosexualität irgendjemand schaden würde, macht mich das sehr betroffen. Ich weiß, dass Jesus gesagt hat, dass wenn man sein Nachfolger sein will, sich verleugnen und täglich sein Kreuz auf sich nehmen soll. Der enthaltsame Christ kann das tun, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Jesus es in diesem Fall für alle homosexuellen Christen so gemeint hat.

Und wenn ich dann sehe, welche Wunder mit den homosexuellen Christen geschehen, wenn sie ihre Liebe auch sexuell führen können, dann kann das nicht falsch sein. Oft werden dann aus depressiven und unglücklichen Menschen mit Minderwertigkeitsgefühlen, zufriedene, psychisch starke Liebende. 

Das kann nicht falsch sein!

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